20.03.2015 / Weitere Texte

Das Steuersystem ist männlich, die Steuerreform macht es noch männlicher

Eigentlich sollte das Steuerrecht neutral gegenüber Frauen und Männern wirken. Die Frau im Vorstand wird gleich besteuert wie ihr Kollege. Und auch von der Alleinerzieherin mit Teilzeitjob verlangt die Finanz gleich viel wie von ihrem männlichen Pendant mit dem selben Einkommen. Eigentlich, denn die Lebensrealitäten von Frauen und Männern sind, wie die Beispiele zeigen, nach wie vor andere. Das Steuerrecht wird diesen kaum gerecht: Progressive Tarifstufen sorgen zwar für mehr Einkommensgerechtigkeit. Die Wirkung dieser wird aber zum Beispiel durch die Steuerbegünstigung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld wieder unterwandert. Das WirtschaftsBlatt berichtete am 20.10.2014.

Die Steuerreform verstärkt Ungerechtigkeiten nun nochmals: Eine Sozialreform-Mikrosimulation von Elisabeth Klatzer, Gender-Budgeting-Expertin an der Wirtschaftsuniversität Wien und Mitglied von FeministAttac, zeigt dass Österreichs Männer durch die aktuelle Steuerreform mit 2,8 Milliarden € fast doppelt so hoch entlastet werden wie Frauen, diese profitieren im Vergleich von 1,5 Milliarden €. Das klingt nur auf den ersten Blick überraschend: Die unteren Einkommen wurden zwar entlastet. Frauen profitieren stärker von der auf 400 € erhöhten Negativsteuer, schließlich sind 59 Prozent der Beschäftigten mit Einkommen unter der Steuergrenze Frauen. Aber schon die 25 Prozent Eingangssteuersatz anstelle von 36,5 Prozent erhöhen nicht nur die niedrigeren Fraueneinkommen, sondern auch alle höheren.

So kommt es, dass die Grünen nach der Reform vorrechnen können, dass sich das mittlere Nettoeinkommen für Frauen gerade mal um 2,4 Prozent erhöht, während Spitzenverdienern wie etwa Nationalratsabgeordneten um 3,3 Prozent mehr Gehalt bleibt. Die Einkommensschere wird durch die Steuerreform also noch weiter geöffnet, als sie es bislang schon war.

 

 

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